„Noch einmal das Leben feiern“

Ein GesprĂ€ch mit Ingrid Plum, die 12 Jahre lang im Mainzer Hospiz ehrenamtlicheHospizbegleiterin war und darüber eine Broschüre veröffentlicht hat

Frau Plum, Sie waren zwölf Jahre ehrenamtliche Hospizbegleiterin im Mainzer Hospiz. Wie sind Sie dazu gekommen, in Ihrer freien Zeit schwerstkranke Menschen und ihre Angehörigen zu begleiten?

Bevor ich in den Ruhestand ging, hatte ich mehrere Selbsttötungen in meinem Lebensumfeld erlebt, die mich sehr erschütterten. Ich beendete den Besuchsdienst in meiner Gemeinde, um in der Hospizarbeit zu erfahren, wie man Menschen auf der letzten Wegstrecke ihres Lebens begleiten kann. Ich hatte als Kind schon sehr früh erfahren, dass der Tod zum Leben gehört. Meine Eltern hatten ein BlumengeschĂ€ft am Friedhof. Somit hatte ich auch keine BerührungsĂ€ngste mit dem Thema.

Sie haben in Eigenregie und mit der Unterstützung Ihres Enkels eine Broschüre erstellt, die von Ihren Erfahrungen im Hospizdienst erzĂ€hlt. Was war Ihre Intention dabei?

Die Broschüre soll Ehrenamtlichen Mut machen, sich auf das „Abenteuer“ der Sterbebegleitung einzulassen. Meine Aufzeichnungen habe ich in verschiedene Themen unterteilt: Musik, Ansprache über die Sinne, eine Reise unternehmen, Bilder und Bücher, Feiern, etwas selbst in die Hand nehmen, spirituelle RĂ€ume.

Können Sie uns noch ein wenig mehr von Ihren Aufgaben und Einsatzbereichen im Hospizdienst erzÀhlen?

Meine Einsatzbereiche waren so unterschiedlich, wie die Menschen, die ich betreute. Wenn man einem fremden Menschen begegnet, dann beginnt man zunĂ€chst zu erspüren, was der andere brauchen könnte. Letztlich geht es darum, das Hier und Jetzt miteinander zu teilen und dem Menschen noch einmal die Chance zu geben, sich zu leben; ja das zu leben, was ihn auszeichnet, was ihm Freude und Kraft gibt. Es sind nicht die großartigen Erlebnisse, die die Begegnung wertvoll machen. Es ist das „Miteinander-Zeit-Teilen“ und das Leben zu feiern. Es kommt nicht darauf an, was war oder wie viele Tage es noch sind oder gar, wie sich das am Ende eventuell noch alles ausgeht. Es zĂ€hlt immer der Tag, den ich JETZT lebe.


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